Stadtmuseum

Stadtmuseum Pegau


Markt 1 0423 Pegau

(034296) 980 33

museum@pegau.de

Öffnungszeiten der Hauptsaison (1. Mai bis 3. Oktober)

Dienstag       von 9 – 11 Uhr  I  13 – 15 Uhr
Donnerstag  von 9 – 11 Uhr
Sonntag        von 9 – 11 Uhr  I  13- 15 Uhr

oder nach Vereinbarung unter 034296 98033

Unsere Öffnungszeiten im Winter sind von Oktober bis April:
Di., Do., und So., von 9 bis 11 Uhr
Die OS-Pegau nutzt das Stadtmuseum in dieser Zeit gern für Ausstellungen.

Das Museum im Rathaus der Stadt Pegau zählt zu den ältesten in Sachsen. Im Oktober 1899 wurde es in einem Raum der Bürgerschule (erbaut 1836) gegründet. Ihr voraus ging eine Altertumsausstellung im April desselben Jahres, die auf Anregung des Gewerbeverein unter Mithilfe des Verschönerungsvereins und verdienstvollen Pegauern wie Pfarrer Konrad Dillner, Sparkassendirektor Martin Johst und  Kürschnermeisters Theodor Schilling, um nur einige wenige zu nennen, gestaltet wurde.

Heute beherbergen die beiden Dachgeschosse, ehemals Zinskornböden des Rathauses (erbaut 1559 -1561 nach Plänen von Hieronymus Lotter), die zwei ständigen Ausstellungen „Aus dem Leben der alten Pegauer“ und „Mammute – Mönche – Macher“. Außerdem wird jährlich eine neue Sonderausstellung, – stets mit einem Bezug zu unserer Stadt -, geboten. Zudem sind bei den Besuchern die alte Schulklasse aus den 1950er Jahren, und der Aufstieg in die Türmerstube sehr beliebt. Ein Blick über das grüne Pegau und die Konturen von Leipzig mit dem Völkerschlachtdenkmal entlohnen für die 136 zu bewältigenden Stufen, der im 17. Jahrhundert erneuerten Wendeltreppe aus dem Holz der Zeitzer Forste des damaligen Landesvaters Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz.

Die Hauptsaison mit der aktuellen Sonderausstellung beginnt am 1. Mai und läuft bis zum 3. Oktober. In der Wintersaison von November bis April nutzt oftmals die Pegauer Oberschule die Räume für Ausstellungen ihrer Schüler zu den verschiedenen, zum Unterrichtsstoff parallelen, Themen.

Die Öffnungszeiten sind Dienstag und Sonntag von 9 bis 11 und von 13 bis 15 Uhr und am Donnerstag von 9 bis 11. Mittwoch ist Gruppentag. Sonstige Terminabsprachen sind vormittgas telefonisch unter 034296 980 33 möglich. Der Eintritt kostet 3 € für Erwachsene, Kinder und Schüler haben freien Zutritt. Dem Besucher wird zudem eine große Auswahl an Publikationen über die Stadt Pegau und ihre Umgebung geboten, die überwiegend von dem bekannten Historiker der Stadt, Tylo Peter, stammt.

 


Aus der Geschichte des Pegauer Museums

Am 26. Februar 1930 wurde die erste Hauptversammlung des 1929

gegründeten Heimatvereines abgehalten. Der Vorsitzende gab einen Überblick über die Geschichte des Museums, seine Entwicklung und die Gründung des Vereins. Dem Überblick entnehmen wir folgende Daten. Das  Museum wurde am 8. Oktober 1899 eröffnet. Es wurde vom Verschönerungsverein gegründet. Das Museum von Pegau sollte alles sammeln, was mit Pegau und seiner Umgebung in Verbindung steht aus Vergangenheit und Gegenwart. Zur Verwaltung wurde ein Ausschuss bestellt. Erster Obmann des Museumsauschuss war Pfarrer Die gesammelten Gegenstände sind zumeist dem Museum geschenkt worden, nur ein  kleiner Teil wurde gegen Revers überlassen oder gekauft.Die Namen der Förderer und Geber werden in einem „Ehrenbuch“ verzeichnet. Das Museum ist abteilungsweise geordnet. Einen Glanzpunkt bildet die „Prähistorische Abteilung“.

Die „Geschichtliche Abteilung“ zerfällt in folgende Hauptabteilungen: Pegauer Stadtgeschichte (Urkunden, Bilder, Münzen, Uniformen), Bürgerhausrat, mit besonders reichhaltiger Sammlung von Zinn-, Kupfer- und Messinggeräten, Innungsabteilung, Kirchenaltertümer, Buchbinder-, Schuhmacher- und Weberwerkstatt, Abteilung Kriegserinnerungen (Lützen, Großgörschen, 1878/71, Pegauer Garnison, Weltkrieg), Bauerstube.

Leider können diese Abteilungen nicht streng getrennt werden. Das Museum, anfänglich in einem Klassenzimmer der Bürgerschule aufgestellt, dann vorübergehend in dem ehemaligen Hafermagazin (Anm.: Mühlweg) untergebracht, befindet sich seit 1901 im zweiten Geschoß des nördlichen Rathausbodens, der der früheren Garnison als Kammer gedient hatte. So dankbar die Fürsorge der Stadt, die diese Räume vorgerichtet und unentgeltlich zur Verfügung hat, anerkannt werden muss, so ist doch die auch von maßgebender Seite oft gehörte Meinung als berechtigt anzuerkennen, dass der derzeitige Unterkunftsraum nicht der Bedeutung und Größe des Pegauer Museums entspricht.

Die Altertumsausstellung 1899 im Rathausaal – hinten links Pfarrer Konrad Dillner

Bereits 1925 ist der Museumsausschuss beim Stadtrat vorstellig geworden, die sämtlichen Räume des zweiten Geschosses, des damaligen Postgebäudes (früher Hotel ‚Zum Mohren‘, jetzt Stadtbank) für Museumszwecke zur Verfügung zu stellen. In diesen Räumen würde die Sammlung anschaulicher zur Aufstellung gekommen sein, es bestand auch die Möglichkeit, dem Museum eine öffentliche Lesehalle mit Volksbücherei und Vortragsraum anzugliedern. Dann würde das Museum seiner idealen und praktisch kulturellen Bedeutung als Bildungsmittelpunkt voll entsprochen zu haben. Mit Rücksicht auf die große Wohnungsnot war der Stadtrat leider nicht in der Lage, diesem Gesuch zu entsprechen. Auch ein weiterer Plan fand keine Verwirklichung. 1929 wurde das Rathausdach umgedeckt. Dies gab Veranlassung zu erwägen, ob ein Erkereinbau erfolgen könne. Bekanntlich ist das Pegauer Rathaus nach den Plänen des Leipziger Bau- und Bürgermeisters Hieronymus Lotter erbaut:

Das Alte Leipziger Rathaus diente als Vorbild. Das Pegauer Rathaus steht nicht mehr in seiner ursprünglichen Gestalt.

Die schmucken Frontgiebel des zweiten Geschosses haben nach mehreren Bränden kleinen unansehnlichen Mansarden Platz machen müssen. Der alte Giebelschmuck des Daches machte einen altertümlichen, der ehrwürdigen Geschichte des Rathauses entsprechenden Eindruck und war ein Schmuck für den Marktplatz. Durch die Herstellung der früheren Erker würde das historische Rathaus nicht nur seine alte Gestalt erhalten haben, sondern es würden auch dem Museum bessere Räume entstanden sein und es konnten Vortragräume und Arbeitszimmer mit eingebaut sein. Wie schon gesagt, blieb auch dieser Wunsch mangels verfügbarer Mittel bei Stadt und Staat unerfüllt.

Machte doch die Raumfrage dem Museum viel Sorge, so vergrößerte sich die Sorge noch dadurch, dass die Stadt den seither bewilligten Jahresbeitrag aus allgemeinen Sparsamkeitsgründen vorübergehend nicht mehr gewährte.

Der Fortbestand des Museum erschien gefährdet. Diese Notlage führte zu einem Beschluss, einen Verein zu gründen. Mit diesem Verein soll der Interessenkreis für Heimatkunde erweitert und sollen Gönner und Förderer der heimatgeschichtlichen Bestrebungen hiesiger Gegend zusammengeschlossen werden.

Am 13. August 1929 fand die Gründungsversammlung statt.

 

Zum Geleit,

mit der Gründung des Vereins für Heimatkunde verfolgen wir den Zweck, das Verständnis für die Heimatkunde zu wecken und zu pflegen und weitere Kreise mit allen bemerkenswerten Erscheinungen des heimatlichen Lebenskreises vertraut zu machen, damit die Eigenart der Heimat mehr und mehr erkannt und diese im großen Zusammenhange von Zeit und Raum verstanden wird. Wir glauben, mit der Förderung dieses Erkennens und Verstehens die beste Grundlage zur Beurteilung der übrigen Welt und neue Kraftquellen für die Aufgaben der Gegenwart zu schaffen.

Die Herausgabe einer Heimatschrift liegt nun ganz im Sinne dieser Bestrebungen. – Sie ist neben dem Museum selbst und dem heimatkundlichen Vereine hervorragend geeignet dem Heimatgedanken in Familie, Schule und Stadt zu dienen; denn nicht jedem sind die Quellen der Heimatforschung zugänglich oder ohne erläuterndes Wort unmittelbar verständlich. Der Verlag der Pegauer Zeitung hat sich nun bedankenswerter Weise bereit erklärt, der Pegauer Zeitung eine Beilage „Pegauer Heimatblätter“, die in zwangloser Folge erscheint, beizufügen. ( 1939  Nr. 1 – 1941 Nr. 63)Damit wir der früher gern gelesene „Hausfreund der Elsteraue“ zur Freude der Bewohnerschaft von Pegau und Umgebung in neuer Gestalt wieder erstehen.

In Aufsätzen über die Geschichte des heimatlichen Gebietes soll erzählt werden, was unser Väter und Vorväter auf allen Lebensgebieten von Anbeginn bis in unsere Tage erlebt und gewirkt haben, sollen bedeutsame Stücke unseres Museum, oder neue wertvolle Funde erläutert und besprochen werden, in naturwissenschaftlichen Artikeln soll dargestellt werden, wie die heimische Scholle geworden ist, sich verändert hat und sich einfügt in das naturkundliche Gesamtbild unseres Vaterlandes.

Auch Volkskundliches wird zu erörtern und manches  Wort über den Stand heimatlicher Bestrebungen in anderen Städten und Ländern zu sagen sein. Ein jeder kann dazu beisteuern, und sollte es tun, damit das Wort Geltung behält, das wachsendes Verständnis für Heimat und Heimatkunde und ernstes Besinnen unseres Volkes auf sein Wesen und seine Werte ein Zeichen unserer Zeit sei!

Mögen die „Pegauer Heimatblätter“, die nicht zuletzt auch den Pegauern in der Fremde ein Gruß aus der Heimat sein sollen, allseitig freundliche Aufnahme und Zustimmung, wahres Verstehen und wohlwollende Unterstützung finden. Dann ist die Erfüllung ihres Zweckes zum Wohle unserer Volksgemeinschaft gewährleistet!

Verein für Heimatkunde zu Pegau       Martin Johst, z. Zt. Vorsitzender   

 


Auszug aus dem Bericht über die 1. Hauptversammlung

des Vereins für 

Heimatkunde  von Fritz Irmscher

Nach dem Anschluss an die Ausführungen des Geschäftsbericht beträgt die Mit

gliederzahl  132, der Besuch des Museums ist ein guter gewesen und der erste Vortragsabend ein voller Erfolg. Beschlossen wurden noch die Anschaffung eines Schauschrankes und die Neuanfertigung von Reklameschildern. Zugestimmt wird der Anstellung des Herrn Julius Heinicke als Museumsaufseher.

Die erfolgreiche Verhandlung mit dem Verlag der „Pegauer Zeitung“ wegen Herausgabe einer zwanglosen Zeitungsbeilage „Pegauer Heimatblätter“, dessen Schriftleitung von Herrn Lehrer Fritz Irmscher wird, wird freudig begrüßt. Die Vereinsatzungen werden genehmigt. Die Eintragung des Vereins in das Vereinsregister wird zurückgestellt. Der Jahresbeitrag wird auf 2 Reichsmark festgesetzt. Der Kassenbericht gelangt durch Schatzmeister Maschke zum Vortrag. Die Rechnung ist von den Herrn Bürgermeister i. R. Heydemann und Prof. Dr. Kunath geprüft worden und wird richtiggesprochen.

Nach verschiedenen sachlichen Aussprachen wird die Hauptversammlung mit der Überzeugung geschlossen, dass bei dem derzeitigen, vielseitigen Interesse und der allgemeinen Unterstützung, namentlich auch seitens der Stadtvertretung, eine segensreiche, günstige Weiterentwicklung des hiesigen Heimatmuseums des Vereins für Heimatkunde erhofft werden kann.

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Der am 4. Februar 1930 im Festsaale der hiesigen Volksschule abgehaltene erste Vortragsabend des Vereins für Heimatkunde zu Pegau nahm einen vielversprechenden Verlauf. Der Saal war voll besetzt. Studienrat. Dr. Johannes Riedel aus Leipzig sprach über den „Floßgraben“. Die hochinteressanten Ausführungen wurden von wirkungsvollen Lichtbilder – Aufnahmen vom Landesverein Sächs. Heimatschutz und Herrn Lehrer Irmscher, Pegau – unterstützt. Wir werden eine Besondere Abhandlung über den Floßgraben demnächst in diesen Blättern bringen.

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Kleine Chronik über den Wiederaufbau des „Heimatmuseums der Stadt Pegau“

verfasst von Karl- Heinz Lüer 1952

Als sich im Jahre 1947 die wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse etwas zu stabilisieren begannen, ging der Schreiber dieser Zeilen, anlässlich eines Vortrages bei der „Freien Deutschen Jugend“, das erste Mal daran, in einem Schreiben an den damaligen Stadtrat der Stadt Pegau, diesen für den Wiederaufbau des ehem. Heimatmuseums zu interessieren. Aber wie es so vielen in damaliger Zeit erging, das Schreiben blieb unbeantwortet. Durch einen Zufall kam ich anlässlich eines Besuches bei Herrn Dr. med. Becker mit dessen Vater zusammen und unterhielten uns u.a. auch von dem Aufbau des Museums. Mitte April 1948 war es Herr Becker sen., welcher den Gedanken wieder aufgriff und sich erneut an den Stadtrat wandte in einer Eingabe, die ich unterschrieb.

Der Wortlaut war folgender:

An den Stadtrat zu Pegau                                                      Pegau, den 19. April 1948

In Rötha ist ein Museum oder wie es sich richtiger nennt: Heimatmuseum eröffnet worden. In Borna besteht eins. Wir haben im Kreis das Kreismuseum in Gnandstein. In Pegau hat bis vor einigen Jahren ein sehr bedeutendes Museum bestanden. Das sind alles Dinge, die den Mitgliedern des Rates und der Stadtverwaltung nicht unbekannt sind.

Der Zweck dieses Schreibens soll sein, die verantwortlichen Stellen darauf hinzuweisen, ob es jetzt nicht an der Zeit wäre, an die Wiedererrichtung des Pegauer Museums heranzutreten. Gewiss gibt es jetzt viel brennendere Fragen, die mehr Bedeutung haben und mit Recht in Vordergrunde der Erörterung stehen. Aber man möchte doch auch an das Museum mitdenken und es nicht vergessen. Es sind aus dem Zusammenbruch und den Verheerungen des Krieges doch noch manche Sachen gerettet worden, die es wert sind, dass sie gesammelt und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht würden. Es gibt sicher neben den vielen anderen Beanspruchungen, die die heutige Zeit an jeden verantwortlich am Wiederaufbau unseres Gemeinwesens tätigen Bürger stellt, noch Kräfte, die für die Tätigkeit für ein Museum sich mit einsetzen würden. Es sind Leute tätig oder könnten dafür interessiert werden, dass das hier und da zerstreut vorhandene sehr wertvolle Schrifttum gesammelt würde, oder wenigstens katalogisiert, damit man bei Bedarf weiß, wo es zu haben ist. Wertvolle Funde werden bei Erdbewegungen gemacht. Das Wissen, das einige Mitbürger der Stadt aus Privatneigung und eigenen Forschen über diese und jene Vorgänge sich verschafft haben, möchte einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Noch vorhandene Bestände des früheren Museums müssten neu geordnet werden. Es gäbe viel zu tun. Die Alten, die noch den Zustand von früher her kennen, sterben aus, und mit Ihnen geht unersetzliches Wissen zu Grunde. Ich glaube, dass jeder Einsichtige die Notwendigkeit eines Museums bejaht. Vielleicht könnte auch wieder ein Platz zur Verfügung gestellt werden, wo es wieder aufgebaut und der Öffentlichkeit zur Besichtigung frei gegeben werden könnte. Wäre nicht der Boden des Rathauses, wo es früher eingerichtet worden war, noch dafür frei? Zu erwägen wäre dieser Plan doch sicher einmal. Auch soll das zukünftige Museum nicht nur ein Schauobjekt von vielerlei Seiten sein – neben geschichtlichem könnten auch gewerbliche, naturgeschichtliche und andere Abteilungen eingerichtet sein – sondern es könnten auch durch Führungen und vorbereitende Vorträge für manche stadtgeschichtliche Besonderheiten, durch Fotos und Lichtbilder, durch Zeichnungen und Gemälde noch vielerlei andere Interessen gefördert werden.

Hoffend, dass dieses Schreiben Anlass gibt zur tatkräftigen Inangriffnahme der aufgeworfenen Aufgaben, zeichnet im Namen mehrerer

                                         Gez. Richard Becker

                                         Pegau, Hellmuthsgasse 2

                                         Gez. Karl-Heinz Lüer

                                         Pegau, Ernst-Thälmann-Str.16

Ja, hoffend, dass dieses Schreiben Anlass gibt zur tatkräftigen Inangriffnahme der aufgeworfenen Aufgaben… und bei dieser Hoffnung blieb es auch. Trotz der in diesem Schreiben gegebenen Hinweise auf die Arbeiten die im Museum geleistet werden müssten geschah nichts. Nicht einmal eine Antwort wurde gegeben.

Inzwischen wurde im Juli 1949 der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands in Pegau gegründet und mit ihm eine Arbeitsgemeinschaft „Heimatgeschichte“. Nach mehrmaliger Rücksprache wegen der in Aussicht gestellten Museumsmitarbeit wurden wir immer an den damaligen Leiter des Museums verwiesen. Dieser machte jedoch von sich aus keinen Versuch zu einer Mitarbeit.- Am 6. November 1949 ging wieder ein Schreiben an den Stadtrat zu Pegau ab und wieder ohne jeden Erfolg.- Im Dezember wandten wir uns durch Vermittlung des Kreissekretariats des Kulturbundes an den Kreisrat zu Borna und von diesem erhielten wir die Mitteilung… Die Anregungen im obigen Schreiben werden von mir als Beauftragten für Natur- und Heimatschutz gern unterstützt… So bestand wenigstens ein Lichtblick.

Aber fast ein Jahr ging noch darüber hin, ehe wir einen Einblick in das, wieder auf den Rathausboden zurück verlagerte Museumsgut, bekamen. Im Oktober 1950 bekamen wir endlich als Kulturbund eine Aufforderung zu einer Besichtigung der Museumsräume und des noch vorhandenen Museumsgutes. Hierbei kam uns ein Schaudern an. Von dickem Staub bedeckt fanden wir die Schaustücke vor.

Der herrliche Flügelaltar war beim Weißen des Raumes nicht abgedeckt worden und hatte unzählige Kalkspritzer abbekommen. Das Ganze glich einer Wüste und daraus sollten, vielmehr wollten wir, ein Museum machen. Hatten wir uns dabei nicht zu viel vorgenommen? – Endlich im Dezember 1950 erhielt unser Bundesfreund Edgar Genze die Schlüssel zum Museum. Der Museumsleiter hatte mit Rücksicht auf seine Gesundheit das Amt niedergelegt. Der nächste Schritt war die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft „Heimatmuseum“ im Kulturbund, als dessen Leiter ich bestimmt wurde.

Die ersten Mitarbeiter wurden Wolfgang Heinicke, Edgar Genze und Heinrich Schwäbe. Nachdem wir uns erst einmal einen großen Überblick verschafft hatten gingen wir daran, erst einmal Raum zu schaffen, um Bewegungsfreiheit zu bekommen. Dazu war es erst einmal notwendig den Südflügel des Rathausbodens, der voller Möbel und sonstigen alten Gerümpels stand zu säubern. Dass das keine leichte Arbeit war, kann sich jeder vorstellen, der einen alten Dachboden 6 Jahre nicht sauber gemacht hat und doch wurde auch das geschafft.

Nachdem wir nun einen freien Durchgang zu dem zukünftigen Arbeitsraum geschaffen hatten, ging es daran, die in einem großen Schrank befindliche Bibliothek des Museums zu säubern, zu ordnen und zu katalogisieren. Bei dieser Arbeit fiel uns vor allen Dingen auf, was in der Museumsbibliothek fehlte, obwohl das Verzeichnis der Bücher auch nicht mehr da war. Aber die alten „Museumshasen“ kannten die Prachtstücke genau. Sämtliche vorhandenen Bücher wurden in einem Regal untergebracht. Vorher wurde jedoch in Ermangelung von etwas Besserem, der Fußboden mit verbrauchtem Autoöl, was uns Dr. Schwäbe dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hatte, geölt. Neben der praktischen Wiederaufbau-Arbeit lief die Aufstellung des Haushaltplanes.

Wie wir zu unserem größten Erstaunen erfuhren waren dem Museum im vergangenen Jahre beträchtliche Summen dadurch verloren gegangen, dass sie nicht zum Wiederaufbau verwendet wurden und infolgedessen verfielen.

Das wollten wir in diesem Jahr unbedingt vermeiden. Da musste mit der Brandschutzkommission verhandelt werden um die Genehmigung zum Aufbau überhaupt zu bekommen, da wurde wegen der infrage kommenden Bauplatten verhandelt und viele Dinge mehr. Auch diese Arbeit wurde in guter Zusammenarbeit mit den Mitwirkenden am Museumsaufbau geleistet. Dann ging es an den eigentlichen Museumsraum heran. Da waren am vordringlichsten die Schaustücke vorgeschichtlicher Art, die auf einem sehr wackeligen Tische standen, zu behandeln. Sie wurden von fingerdickem Staub gesäubert und sicher und gut in den großen Glasschrank, der vormals die Bibliothek beherbergte, untergebracht. Aber was fehlte hier nicht alles. Die vorgeschichtliche Abteilung, einst der Stolz unseres Museums, war durch unsachgemäße und unverantwortliche Behandlung zu einem Nichts zusammengeschrumpft. Nur ein Beispiel. Von ungefähr 100 Stück Steinbeilen der verschiedensten Arten und Formen, die das alte Museum besaß, sind uns ganze 12 erhalten geblieben. Ebenso erging es der fast vollständigen Lampen- und Leuchtensammlung vom Kienspan bis zur modernsten Petroleumlampe. Hier war alles was Glas war in Scherben. Und so könnte man von Verlusten immer weiterschreiben. Aber ein Verlust, wohl der härteste den das Museum zu beklagen hat, muss noch berührt werden, denn fast allen Museumsbesuchern fällt es auf, dass unsere schöne Brakteaten-Sammlung, bis auf ein einziges Stück zusammengeschmolzen ist. Wenn wir uns nach dem Verbleib der Münzen fragen, so entsteht ein großes Rätselraten. Das Argument, dass von den damaligen Verantwortlichen angeführt wird, es wäre in den Museumsraum im Diakonat eingebrochen worden, zieht nicht recht.

Denn die Brakteaten waren alle zusammen verpackt und ein Stück ist noch auf dem Rathausboden gefunden worden. Also können dieselben nicht vorher durch Einbruch gestohlen worden sein. Eine zweite Frage taucht dabei auf. Es war zu jener Zeit noch ein Inventarium über sämtliche im Museum befindlichen Gegenstände vorhanden. Wenn man nun sorgfältig und verantwortungsbewusst mit diesen umgegangen wäre, hätte man doch den immerhin nicht kleinen Verlust bemerken müssen. Und warum hat man diesen Einbruch nicht bei der Polizei gemeldet? Man musste sich doch schon sagen, dass einmal das Museum wieder aufgebaut wird und man dann zur Verantwortung gezogen wird.

Auch ist es immerhin auffällig, dass das Inhaltsverzeichnis des Museums, sowie das der Bücherei nicht mehr aufzufinden sind. Ebenso geht es dem zweibändigen Werk vom Poser-Klett Verlag, in dem sämtliche Brakteaten abgebildet waren.

Nach dieser kurzen, aber notwendigen Abschweifung nun zurück zu unserer Museumsarbeit. Nach viermonatiger intensiver Sonntagsarbeit hatten wir den, zum Museumsraum auserwählten Raum soweit aufgeräumt, dass mit dem von uns geplanten Ausbau eigentlich begonnen werden konnte. Wir reichten deshalb am 19. April 1951 den von uns in einer Gemeinschaftsarbeit aufgestellten Entwurf für den Etat des Heimatmuseums der Stadt Pegau an den Stadtrat zu Pegau, ein in der Hoffnung, den Ausbau mit Holzfaserplatten bei Beginn der warmen Jahreszeit, beginnen zu können. Nebenher lief die Beobachtung der ehem. Finzel‘schen Lehmgrube in Zauschwitz, in der die meisten Funde Stein und bronzezeitlicher Art gemacht worden waren. Dabei überraschte mich unser Bdfr. Dr. med. Becker eines Tages mit der Nachricht, dass er diluviale Knochenfunde gemacht hätte. Ich wandte mich sofort an das Institut für Vor- und Frühgeschichte an der Universität in Leipzig und erhielt nach kurzer Zeit die Nachricht, dass der Fundpfleger, Herr Baumeister Germer in Zwenkau, die Lehmgrube besichtigen würde.

Damit hatte ich den Anstoß zu der großen Grabung gegeben, die im Frühjahr 1952 beginnen sollte und auf die ich weiter unten noch eingehen werde. Aber nicht nur dieses, sondern die wertvolle wissenschaftliche Verbindung für unser Museum wurde dadurch hergestellt.

Wir waren uns von vornherein im Klaren, dass wir als blutige Laien, den Aufbau des Museums allein nicht bewältigen konnten; da die Heranschaffung der Bauplatten zu wünschen übrigließ, benutzten wir die Gelegenheit uns in anderen Museen umzusehen. So fuhren wir nach Merseburg, dass mir Herr Dr. Knorr – Halle besonders empfohlen hatte. Wir besuchten ferner das Naturkundliche Heimatmuseum in Leipzig, dessen Leiter uns wertvolle Hinweise für den Aufbau unseres Museums gab. Wenn wir auch in diesen Stätten vieles und schönes sahen, so waren doch für unsere Pläne diese Museen zu großzügig aufgebaut. Konnte doch z.B. in Merseburg für ein einziges Wandgemälde so viel ausgegeben werden, wie wir in unserem Etat in drei Jahren verbrauchen durften. Ja, ja, das Land Sachsen- Anhalt lässt sich seine Museen etwas kosten. Bfrd. Reinicke besuchte während seines Ferienaufenthaltes des Schlossmuseum Wernigerode, während ich das Landemuseum für Vorgeschichte in Halle besichtigte. Alles in allem gesehen haben wir doch wertvolle Anregungen mitgebracht, die uns unsere Arbeit erleichtern halfen. Nebenher ging die Arbeit in unserem Museum immer weiter. Da wurden Urkunden, die durch unsachgemäße Lagerung äußerst verstaubt waren gesäubert. Ferner wurden die Urkunden, Akten und sonstige Schriftstücke grob geordnet, so dass wir erst einmal einen großen Überblick bekamen, was davon noch gut erhalten war. Im September erreichte uns die Nachricht, dass im Städtischen Heimatmuseum in Grimma vorgeschichtliche Scherben bei der Inventarisation gefunden worden seien und in Leipzig abgeholt werden könnten. Sofort wurde Bfrd. Förster benachrichtigt und dieser brachte uns die Scherben mit nach Pegau. Es waren z.T. sehr schöne Stücke mit dabei u.a. ein Randstück eines Vorratsgefäßes mit Fingertupfenleiste und ein sehr schöner Topfbogen. Daraufhin wurden sämtliche Fotos neu geordnet und in Mappen eingelegt. Der „Tag der Briefmarke“ veranlasste die Arbeitsgemeinschaften Philatelie, Fotofreunde und Natur- und Heimatfreunde, sowie Heimatmuseum mit einer Leistungsschau an die Öffentlichkeit zu treten. Die Arbeitsgemeinschaft „Heimatmuseum“ bot eine interessante Schau unter dem Motto „Auf den Spuren unserer Vorfahren“.

Diese erstreckte sich vom Faustkeil des Urmenschen über die Epochen der Band und Schnurkeramiker bis zur Bronzezeit.

Eine Reihe von Chroniken und alten Beschreibungen, die der Arbeit der Arbeitsgemeinschaft als Unterlagen dienen, schließt diese interessante Darstellung ab. Viel Beachtung fand auch die Vitrine, die das „Apothekenwesen im Laufe der Jahrhunderte“ zeigte. Die Ausstellung war ein voller Erfolg und all die Mühe und Arbeit, die sie verursacht hatte, fand die volle Anerkennung der zahlreichen Besucher. Inzwischen waren die Bauplatten nach langem hin und her doch noch angeliefert worden und nun begann die Arbeit im eigentlichen Museumsraum wieder. Da kam uns die vorherige genaue Planung sehr zustatten, denn jetzt zum Jahresende drängten sich die Arbeiten alle zusammen.

Da musste zunächst der Maurer die schadhaften Stellen ausbessern. Infolge der günstigen Witterung hatten diese jedoch noch an Außenarbeiten zu tun und die Innenarbeiten wurden immer wieder hinausgeschoben bis Frost eintrat. Viele vergebliche Wege mussten deshalb getan werden bis es dann endlich soweit war. Dann kamen die Zimmerleute und setzten die Zwischenwände ein. Hierbei galt es mit besonderer Vorsicht vorzugehen, denn die Platten brachen sehr leicht auseinander. Auch das wurde geschafft und die Installateure konnten nun mit dem Legen der Lichtleitung beginnen. Inzwischen arbeiteten wir jeden Sonntag an der Sichtung und Säuberung der Ausstellungsgegenstände weiter. Alles was uns nicht mehr brauchbar erschien, wurde magazinviert.

Zwischendurch erfuhren wir von dem Leiter der Finanzabteilung des Rates der Stadt Pegau, dass unser Etat für das Jahr 1952 um die Hälfte gekürzt worden war. Nun setzte die Schreiberei ein und alle Stellen vom Kreissekretariat bis zum Landesamt wurden in Bewegung gesetzt um unsere einmal begonnene Arbeit fortzusetzen. Aber überall erhielten wir abschlägigen Bescheid. Nun war guter Rat teuer. Wir ließen uns jedoch nicht verdrießen und arbeiteten weiter.

Nun war der März 1952 herangekommen. Unter anderem hatten die Grabungen in Zauschwitz begonnen und wir beteiligten uns gemeinsam mit den Arbeitern und dem Grabungsleiter Herrn Neugebauer- Dresden an einigen Sonntagen beim Graben. Aber trotzdem konnten wir die Arbeit im Museum nicht vernachlässigen. Für Ende März sagte sich das Institut für Vor- und Frühgeschichte an der Universität in Leipzig bei mir an, uns, bei der wissenschaftlichen Einordnung der vorgeschichtlichen Abteilung, zu unterstützen. Dies wurde auch mit Hilfe des Praktikums des Instituts durchgeführt. Während dessen kamen auch die Berichtsbögen zur Inventarisation der Bau- und Kunstdenkmäler Sachsens an. Da wir auch in dieser Hinsicht schon in einer Gemeinschaftsarbeit, die von auserwählten und zu schützenden Baudenkmäler unserer engeren Heimat aufgeführt hatten, blieben nur noch kleine und einige strittige Punkte, die aber alle eine Klärung fanden. Anfang Mai konnten die Berichtsbögen zum festgesetzten Termin an den Kreisrat nach Borna abgegeben werden. Mitten in unsere Aufbauarbeiten, der Museumsraum war voller Schmutz und Dreck und wer uns zu diesem Zeitpunkt gesagt hätte, dass das Museum in einem halben Jahr eröffnet werden müsste, den hätten wir glatt ausgelacht, bekamen wir die Einladung vom Landesamt für Volkskunde und Denkmalpflege in Dresden zur Museumsleitertagung am 10. Juni 1952 in Wurzen. Diese Tagung wurde durch Bdfr. Richard Becker, Dr. med. Hanns Becker, Edgar Genze und durch mich besucht. Vor allem gab uns der Vortrag des Herrn Dr. Knorr- Halle, wichtige Hinweise für den Aufbau unseres Museums. Nach dem Besuch des in herrlichen Räumen untergebrachten Wurzener Heimatmuseums beschlossen wir die Tagung und gingen wieder an unsere Arbeit. Inzwischen waren die Malerarbeiten fertiggestellt worden und unser gekürzter Haushaltetat war auch verbraucht. Da war es wieder Bdfr. Richard Becker, der uns stets mit Ratschlägen und Vorschlägen zur Seite stand, und der uns auch jetzt wieder aus der Not half. Kurz entschlossen hatte er den Plan gefasst das Komitee „Wir bauen auf“ in unsere Arbeit einzubeziehen. Wir hatten zunächst nur daran gedacht den Treppenaufgang mit einem neuen Kalkanstrich zu versehen und den Turmaufgang mit neuen Stufen herstellen zu lassen, so dass ein gefahrloser Turmaufstieg gewährleistet wäre.

Auf Veranlassung des Vorsitzenden des Komitees „Wir bauen auf“, Herrn Alfred Hausschild, fand im Anfang des Monats Juli 1952 eine Begehung des Rathausturmes und daran anschließend eine solche des Museums statt.

Wir entwickelten unsere Pläne vor den erschienenen Stadtverordneten und fanden das erste Mal während unserer Arbeit Anerkennung und begeisterte Zustimmung.

 

Hans-Hermann Koch im Juni 2025

 

 

 

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